Lernen macht Spaß
Die langjährige Erfahrung zeigt, dass es gute Konzepte gibt, selbst Kindern mit großen Lernschwierigkeiten das Lesen, Schreiben und Rechnen zu erschließen. Die neuesten Erkenntnisse der Hirnforschung geben uns wertvolle Hinweise: So kleinschrittig vorangehen, wie für das einzelne Kind erforderlich, genügend Wiederholungen, regelmäßige kleine Übeinheiten, loben im Sekundenfenster und immer mit Erfolgserlebnissen die Übung beenden. Damit ist schon ganz viel erreicht.
Schule kann das Eltern-Kind-Verhältnis belasten
Eltern begegnen den schulischen Schwierigkeiten ihrer Kinder aus der eigenen Schulerfahrung heraus und das ist nicht immer von Vorteil. Wer selbst durch eine Lese-, Rechtschreib- oder Rechenschwäche belastet war, oder mit Aufmerksamkeit und Motivation zu kämpfen hatte, erweist sich in der Regel als schlechter Lehrer. Aber auch Eltern, denen schulisches Lernen leicht fiel, ergeht es nicht unbedingt besser. Es fehlt die Einfühlung in die Problematik. Ungeduld, Vorwürfe, endloses Üben und das Ausweichverhalten der Kinder verändern die Atmosphäre in der Familie. Das Thema Schule beherrscht den Alltag und oft genug leider auch die Frei- und Ferienzeit.
Loben und bestärken
Lernen muss permanent mit Positiv-Erfahrungen verknüpft werden. Mit Ungeduld, Enttäuschung und Druck setzt der Erwachsene die falschen Signale. Das Kind verknüpft Lernen mit Bestrafung und Liebesentzug; es will verständlicherweise ausweichen und geht in den Widerstand. Oft merken wir in unserem Bemühen nicht, dass das Kind längst aus dem Lernprozess ausgestiegen ist. Es macht dann widerwillig mit – weil es keine Wahl hat - aber im Kopf geschieht nichts mehr. Hier ist Einfühlung, Selbstbeobachtung und Strukturierung gefragt. Beobachten Sie sich mal, wenn Sie mit dem Kind entspannt spielen und vergleichen Sie dies mit der Lernsituation. Meistens sind Haltung und Mimik der Eltern dann angespannt, das Lächeln in den Augen ist verschwunden, es wird nicht mehr gelacht und der Ton verändert sich. Macht Lernen dann Spaß?
Augen und Ohren
Natürlich müssen organische Beeinträchtigungen abgeklärt sein. Für viele Kinder ist die Schriftgröße entscheidend. Bei Winkelfehlsichtigkeit oder einer akustischer Differenzierungsschwäche ist eine zusätzliche Unterstützung angezeigt. Logopädie, ein Seh- und Hörtraining oder eine entsprechende Brille bringen oft entscheidende Veränderungen.
Üben mit Maß
Sinnvolles Üben mit Schulkindern setzt Kenntnisse voraus und die Bereitschaft sich selbst zur Disziplin anzuhalten. Da die Lesekompetenz der Kinder Auswirkungen auf alle Schulfächer hat, sollte man den Lesefluss und die Sinnentnahme kontinuierlich fördern.
Man kann zum Beispiel bei großen Schwierigkeiten die Verabredung treffen, auch am Wochenende und in den Ferien täglich 10 Minuten zu üben, immer gleich nach dem Frühstück – dann belastet es nicht den ganzen Tag. Es ist wichtig dran zu bleiben. Kinder brauchen eine Weile um in den Lesefluss zu kommen, Zahlenbilder zu verinnerlichen, die Schreibschrift zu automatisieren und Vokabeln zu speichern. Sobald sie den Lernerfolg spüren, ist die Motivation da, und oft merken sie dann nicht, wenn die Übeinheit etwas länger wird. Bricht man beim Lesen zu früh ab, so bleibt das Erfolgserlebnis aus, Lesen bleibt schwer und bei längeren Pausen gehen Kompetenzen wieder verloren, ehe sie automatisiert werden konnten. Bei allem Üben bleibt das Vorlesen ein wichtiges Ritual, um z.B. den Stoff für Klassenarbeiten zu verinnerlichen, Textaufgaben besser zu verstehen und Arbeitsaufträge umsetzen zu können.
Wenn neben den häuslichen Bemühungen dann noch Schule, Elternhaus und Förderfachkraft eine gute Zusammenarbeit gewährleisten, kann auf ganz individuellen Wegen die Lernfreude erhalten und das Ziel erreicht werden.
Angst und Sorgen loslassen
Alles ist möglich! Das beweisen die Rückmeldungen vieler ehemaliger Schüler und deren Eltern. Nicht selten kämpfte sich ein Schüler die ersten vier Jahre durch die Grundrechenarten, um dann später im Mathe-Leistungskurs zu sitzen oder es wurde erstmal entspannt der Hauptschulabschluss gemacht, um dann weiterzulernen. Zu viel Druck in frühen Jahren nimmt dazu jedoch den Mut.
Nicht alle Schullaufbahnen sind geradlinig und oft merkt man erst viel später, welches Potential in den Kindern schlummert.